25 Jahre Naturschutz können sich sehen lassen

Erholungssuchende, die heute durch das Günztal wandern, können sich über die vielen struktur- und artenreichen Flächen, die in den vergangenen 25 Jahren hier entstanden sind, freuen. Denn diese Vielfalt und Lebendigkeit, die durch unsere Arbeit am Biotopverbund Günztal entstanden ist, kann man nicht nur sehen oder wissenschaftlich erfassen. Wenn man an der Westlichen Günz nördlich von Ottobeuren oder an der Östlichen Günz zwischen Ronsberg und Obergünzburg unterwegs ist, dann spürt man ganz intuitiv, dass es sich hier um Landschaften handelt, die einen in ihrer Ursprünglichkeit berühren. Die beiden genannten Bereiche gehören zu den sogenannten Kerngebieten im Biotopverbund Günztal. Gemeinsam mit kleineren naturnahen Flächen und Verbundachsen, machen diese den Biotopverbund Günztal aus. In diesem Netzwerk wollen wir alle hier in der Region heimischen Tier- und Pflanzenarten erhalten. Das bedeutet die biologische Vielfalt vor der eigenen Haustür zunächst einmal zu verstehen, um sie dann zu schützen – eine anspruchsvolle Aufgabe.

Auenlandschaft Ottobeuren (Foto: Manfred Gürtler)

Doch wie kam es zu der Initiative, den Biotopverbund Günztal ins Leben zu rufen und zu seiner Umsetzung eine Stiftung zu gründen? Michael Nett erinnert sich: „Als ich in den 1980erJahren beobachtete, dass die Natur im Günztal, immer weiter zurückgedrängt wurde, nahm ich das zum Anstoß, mich für die Natur meiner Heimat einzusetzen. “. Damals wurden Bachläufe begradigt, Gräben verfüllt und die für das Günztal einst so markanten Feuchtwiesen wurden immer artenärmer oder sogar trockengelegt.

So entstand bei Michael Nett die Vision einen Biotopverbund – zunächst zwischen Ottobeuren und Westerheim – zu schaffen. Nachdem die ehrgeizige und damals noch ungewöhnliche Idee anfangs auf wenig Verständnis gestoßen ist, fanden sich nach und nach doch einige wichtige Unterstützer. Einer von ihnen war Walter Schneider, der damalige Vorsitzende der Bund Naturschutz Kreisgruppe, der in der Aufbauphase des Biotopverbundes ein wichtiger Wegbegleiter war. Aber auch der unermüdliche Einsatz und die Fachkenntnis von Peter Guggenberger-Waibel, als hauptamtlicher Projektmanager, und das Engagement der vielen ehrenamtlichen Mitarbeitenden trugen in den 25 Jahren maßgeblich zum Erfolg des Biotopverbundes Günztal bei.  

Östliche Günz (Foto: Dieter Hopf)

Doch zur langfristigen Sicherung und zum Ausbau des Biotopverbundes reichten das persönliche Engagement einiger weniger und selbst die finanzielle Unterstützung der staatlichen Naturschutzverwaltung allein nicht aus. Über die Gründung des Fördervereins der Stiftung Kulturlandschaft Günztal e.V. im Jahr 1999, gelang es uns schließlich genügend Kapital einzuwerben, um im Jahr 2000 die Stiftung Kulturlandschaft Günztal zu gründen.

Seither haben sich etliche Unterstützerinnen und Unterstützer aus der Wirtschaft sowie Private angeschlossen und es wurden viele Meilensteine gesetzt. In den Biotopverbund Günztal sind heute mehrere hundert Hektar Naturschutzflächen eingebunden. 83 Hektar davon sind Eigenflächen unserer Stiftung, und 20 Hektar Pachtflächen. Darüber hinaus ist die Flächenagentur Günztal staatlich zertifizierter Ökokontobetreiber, die Stiftung ist seit über 20 Jahren Trägerin der Qualitätsmarke „Umweltbildung Bayern“ und unter dem Dach unserer Stiftung werden auch einige Treuhandstiftungen verwaltet. Der Förderverein ist von ehemals sieben auf 330 Mitglieder gewachsen. Und nicht zuletzt waren die Auszeichnung mit dem „Bayerischen Biodiversitätspreis 2018“ und dem „Umweltpreis der Bayerischen Landesstiftung 2020“ Highlights, welche die über Jahrzehnte geleistete und oft ehrenamtliche Naturschutz Arbeit anerkennen. 

Stiftungs-Gründer Michael Nett (Foto: Manfred Gürtler)

Doch wir sind heute nicht die einzige Organisation, die am Biotopverbund Günztal arbeitet. Viele der Flächen werden von den Landschaftspflege-Verbänden der Landkreise betreut, das Wasserwirtschaftsamt unterstützt beispielsweise mit der Extensivierung gewässernaher Flächen und der Bund Naturschutz ist ebenfalls mit Grundtücken und Aktivitäten mit dabei. Darüber hinaus leisten viele Landwirte, Gemeinden, Fachbehörden oder auch Private einen wichtigen Beitrag. Und das ist auch gut und wichtig. Unser Ansatz ist daher seit jeher einer, der auf partnerschaftlicher Zusammenarbeit auf Augenhöhe beruht. Um möglichst viel für den Naturschutz in der Region bewegen zu können, müssen wir alle zusammenhelfen.

Beim Projekt "Günztal Weiderind" sind engagierte Landwirte mit an Bord, die mit der Beweidung durch ihre Tiere für extensive Weiden sorgen, welche eine höhere Biodiversität auf den Flächen begünstigt. (Foto: Manfred Gürtler)

Aber ein bisschen stolz sind wir natürlich doch auch auf unsere Erfolge aus 25 Jahren Arbeit am Biotopverbund.  

Unsere Geschäftsstelle in Ottobeuren mit dem jungen, hochmotivierten Team hat sich zu einem Kompetenzzentrum für Naturschutz im Günztal entwickelt. So sind wir heutzutage in der Lage große Projekte wie das derzeitig laufende Insektenfreundliche Günztal, welches vom Bundesamt für Naturschutz und dem Bayerischen Naturschutzfonds gefördert wird, zu stemmen.

Gute Voraussetzungen, denn wir haben noch viel vor, um den Biotopverbund Günztal weiter auszubauen, für verschiedenste Arten zu optimieren und somit einen wichtigen Beitrag zur Bewahrung der biologischen Vielfalt im Günztal zu leisten. 

Im aktuellen Großprojekt "Insektenfreundliches Günztal" geht es vor allem darum, den Biotopverbund für die kleinsten Lebewesen, die Insekten wie z.B. den Schwalbenschwanz (Papilio machaon), zu optimieren (Foto: Achim Buhani)

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