Die Stiftung Kulturlandschaft Günztal hat von 2015 bis 2020 unter dem Titel „Naturschutz in Intensivgrünlandregionen – Biotopverbund Günztal“ die Vernetzung von naturnahen Lebensräumen im Günztal in den Landkreisen Ostallgäu und Unterallgäu stark voran getrieben. Im Rahmen des Projektes lag der Fokus insbesondere auf dem Thema Artenvielfalt im Grünland. Die Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) hat das Projekt während der fünfjährigen Projektdauer insgesamt mit knapp 400.000 € gefördert.
Das Günztal im Landkreis Unterallgäu gehört zu den besonders intensiv landwirtschaftlich genutzten Regionen. Die Wiesen zählen laut Landesanstalt für Landwirtschaft zu den artenärmsten in ganz Bayern. Und in keiner anderen Region ist im Zeitraum 2005 - 2015 in Bayern mehr Grünland in Ackerland umgewandelt worden. Deshalb hat sich die Stiftung KulturLandschaft Günztal 2015 dazu aufgemacht den Naturschutz im Intensivgrünland zu verbessern. Ein wichtiges Projektziel bestand darin Möglichkeiten zu finden, wie eine naturschonende und extensive Nutzung in einer Region mit sehr intensiver Grünlandwirtschaft gelingen kann.
Im Laufe der Projektbearbeitung hat sich im Günztal viel getan: Von Obergünzburg bis Kettershausen wurden zahlreiche neue Naturschutzflächen angelegt. Insgesamt entstanden 32 neue Feuchtbiotope und es wurden 6676 Bäume und Sträucher gepflanzt. Insbesondere im Grünland konnten Erfolge verzeichnet werden: Auf über 52 Hektar Wiesen wurde die Nutzung extensiviert, d. h. bei der Bewirtschaftung wird entweder ganz auf Düngung verzichtet oder stark reduziert und die Wiesen werden erst Mitte Juni erstmals im Jahr gemäht. Dadurch können viele Wiesenpflanzen wieder zur Blüte kommen. Auf weitere 20 Hektar wurde eine extensive Beweidung aufgenommen, mit wenigen Weidetieren pro Fläche und ebenfalls ohne Düngung. Und auf über fünf Kilometern Länge wurden Uferrandstreifen entlang von Bächen neu angelegt.
Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist dabei die Zusammenarbeit mit Kommunen und Landwirten: In der „Naturgemeinde“ Kettershausen konnten wir beispielhaft zeigen, wie ein kooperativer Naturschutz erfolgreich umgesetzt werden kann. So bestand zu Projektbeginn bei Landwirten ein sehr geringes Interesse am staatlichen Vertragsnaturschutz-Programm mitzumachen, in dessen Rahmen Landwirte für deren Verzicht auf eine intensive Nutzung Ausgleichszahlungen erhalten. In Zusammenarbeit mit Experten aus Verwaltung und Praxis wurde dann ein Extensivierungsprogramm für das Günztal maßgeschneidert und im Gemeindegebiet Kettershausen modellhaft erprobt. Die Gemeinde hat das Grünlandprogramm dabei sowohl ideell als auch finanziell maßgeblich unterstützt. Im Rahmen des Programms haben dann 14 Landwirte mitgemacht und zusammen über 16 Hektar extensive Heuwiesen neu geschaffen, davon fast vier Hektar mit Grünlandeinsaat auf vorherigen Ackerflächen. Dieser Erfolg macht deutlich, dass ein Miteinander möglich ist.
Zur Überprüfung der Wirksamkeit wurden auf ausgewählte Wiesenflächen wissenschaftliche Untersuchungen zu verschiedenen Insektengruppen durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass es insbesondere durch die Aufwertung ehemals intensiver Wiesen mit artenreichem Saatgut zu einer Verdoppelung bis Verdreifachung der Artenzahlen von Tagfaltern und Wildbienen kommen kann. Sogar einige Insekten-Raritäten haben sich wieder eingefunden, wie die in Bayern vom Aussterben bedrohte Leistenkopf-Blutbiene oder die beiden stark gefährdeten Schmetterlinge Randring-Perlmuttfalter und Storchschnabel-Bläuling.
Einen wichtigen Beitrag zum Erfolg des Grünland-Projektes lieferte auch die begleitende Öffentlichkeitsarbeit. Bei Exkursionen und Vorträgen wurden über 3.000 Teilnehmern die Ziele und die Bedeutung der Naturschutz-Projektarbeit im Günztal vor Augen geführt. Neue Umwetlbildungsprogramm wurden entwickelt und mit den Schulen umgesetzt. Es entstand eine Infobeschilderung in fünf Kerngebieten des Biotopverbundes. Und nicht zuletzt wurde mit der Initiative 'Wilde Bluma' ein Aufruf zum Mitmachen gestartet, bei dem jede Naturfreundin und jeder Naturfreund mitmachen kann und ein Stück Blumenwiesen im eigenen Umfeld zu schaffen. Infos und Samentütchen sind kostenlos bei der Stiftung zur Abholung in der Geschäftsstelle in Ottobeuren erhältlich.